Gedanken zum Begriff ‚Hochbegabt‘

„Es ist eine schwierige Zeit, ein hochbegabtes Kind zu erziehen, zu unterrichten oder zu sein. Da der Begriff ‚hochbegabt‘ und die ungewöhnlichen intellektuellen Fähigkeiten, auf die sich dieser Begriff bezieht, politisch immer unkorrekter werden, ändern die Bildungseinrichtungen ihre Terminologie und ihren Schwerpunkt.

Begabung, eine globale, integrative geistige Fähigkeit, kann abgetan und durch fragmentierte ‚Talente‘ ersetzt werden, die weniger bedrohlich und für die Schulen theoretisch leichter zu handhaben scheinen.

Anstelle einer inneren Enwicklungsrealität, die sich auf alle Aspekte des Lebens eines Kindes auswirkt, wird ‚intellektuelle Begabung‘ mehr und mehr als Synonym für (und beschränkt auf) akademische Leistungen wahrgenommen.

Das Kind, das in der Schule gut abschneidet, gute Noten erhält, Preise gewinnt und über die für sein Alter geltenden Normen hinausgeht, gilt als begabt. Das Kind, das dies nicht tut, unabhängig von seinen intellektuellen Fähigkeiten oder seinem Entwicklungsstand, wird immer seltener erkannt, und es wird immer seltener gefördert.“

Martina Rosenboom (DGhK) in Labyrinth 151, Dezember 2022

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